Über das Projekt

CECIM

Die Bildungseinrichtung CECIM (“Centro de Educación y Capacitación Integral Hermana Maura Clarke”) leistet in Ciudad Sandino, einem Ort nahe der nicaraguanischen Hauptstadt Managua, Bildungs- und Sozialarbeit. CECIM ist benannt nach der nordamerikanischen Ordensschwester Maura Clarke, die in Lateinamerika für die Bildung der Bevölkerung arbeitete und 1980 verstarb.

In Ciudad Sandino leben ausschließlich sozial schwache Familien, die meisten sind Flüchtlinge der großen Naturkatastrophen des Landes: der Überschwemmung der Hauptstadt, einem großen Erdbeben und dem Hurrikan Mitch.

Die Menschen leben in Armut und kämpfen mit einer hohen Arbeitslosenquote, einem niedrigen Bildungsniveau, mangelhafter Infrastruktur, einer hohen Schwangerschaftsquote auch unter Jugendlichen, Kriminalität, Drogen und Gewalt vor allem in der Nacht. Isabel Sanchez, eine venezuelanische Schwester, die in den 80er Jahren im Zuge der sandinistischen Alphabetisierungskampagne nach Nicaragua kam, gründete CECIM 1992. Seither wirken ein halbes Dutzend Pädagoginnen aus Ciudad Sandino für eine humane Entwicklung und bessere Bildung in der Gemeinde.

CECIM ist eine Institution und beliebte Anlaufstelle im Ort. Die Vorstandsmitglieder genießen Respekt in der Gemeinde, beraten und helfen in allen Lebenslagen: Nachbarn wenden sich an die Pädagoginnen in Fragen der Gesundheit, Erziehung und Familienplanung. CECIM bewegt die Menschen dazu, ihr Leben aktiv zu gestalten: Sexualaufklärung und Alphabetisierungskurse gehören ebenso zum Programm wie Mikrokredite, Sport und Musikunterricht. Die Bandbreite der Angebote ist groß. Mitte der 90er Jahre kam die Maura Clarke Schule hinzu, welche CECIM im Stadtteil Bello Amanecer gründete und die seit 2004 von CaB unterstützt wird.

Die Maura Clarke Schule

Die Maura Clarke Schule wurde 1994 von CECIM im Stadtteil Bello Amanecer gegründet und bietet in drei Stufen Bildung für Kinder und Jugendliche der Nachbarschaft: Vom Vorschulalter, zur Grundschule über weiterführende Klassen, können Schüler in 11 Jahren die Hochschulreife erlangen.

Im Vergleich zum Besuch der Maura Clarke Schule ist der Besuch einer staatlichen Schule in Nicaragua sehr preiswert. Entsprechend niedrig dort die Bildungsqualität: Klassengrößen von 50 Kindern und mehr sind die Regel, die Bezahlung der Lehrer ist niedrig, eine Garantie, dass alle Schüler lesen, schreiben und rechnen lernen, gibt es nicht. Auch die Anforderungen an die Lehrer sind häufig sehr niedrig. Das liegt mitunter daran, dass die Politik recht wechselhafte Vorgaben macht, Bildungspolitik wird – im Gegensatz zu den 80er Jahren – nicht mehr priorisiert wird und viele Lehrer sind ungenügend ausgebildet.

Im Gegensatz dazu ist der Besuch der nicht-staatlichen Maura Clarke Schule mit ca. 100EUR Schulgeld jährlich vergleichsweise kostspielig. Wer diese Kosten auf sich nimmt, erwartet keinen Luxus, sondern einen geregelten Schulablauf, der ein gutes Bildungsniveau sicherstellt. Die Eltern der Maura Clarke Schüler verwenden oft einen hohen Anteil des Familieneinkommens auf das Schulgeld, weil sie den Stellenwert der Ausbildung zu schätzen wissen.

Die Schule bietet ein außergewöhnliches Bildungsprogramm, welches das Angebot staatlicher Schulen weit übersteigt: Englisch ab dem Vorschulalter gehört ebenso dazu wie Kurse aus dem umfangreichen Angebot von CECIM: Kunstunterricht, Tanzstunden, Kulturprogramme und Kurse zur Stärkung des Selbstbewusstseins von Kindern. Außerdem erlernen die Schüler der Oberstufe berufsvorbereitend technische Fähigkeiten wie den Umgang mit dem Computer, Machinenschreiben oder Hauswirtschaft. Dies erhöht die Chancen nach dem Schulabschluss eine Arbeit zu finden, wenn die Schüler im Anschluss an die Schule aus finanziellen Gründen kein Studium absolvieren können.

Jährlich ermöglicht Chance auf Bildung e.V. 70 Schülern der Maura Clarke Schule durch die Übernahme von Teilstipendien eine Schulausbildung. Die ersten Absolventen haben mit Hilfe von Chance auf Bildung e.V. ihre Hochschulreife erreicht und haben nun die Voraussetzungen eine der Universitäten in der Hauptstadt zu besuchen. Chance auf Bildung e.V. unterstützt auch die Erhaltung der Maura Clarke Schule: Ein Teil der Spenden kommt dem Kauf von Schulbüchern zu gute, deckt die monatlichen Strom- und Wasserkosten oder wird flexibel für Lehrergehälter eingesetzt.

Das nicaraguanische Schulsystem

Das nicaraguanische Schulsystem gliedert sich in eine freiwillige Vorschule, eine sechsjährige Grundschule (Primaria) sowie eine fünf- bis sechsjährige weiterführende Schule mit allgemein- und berufsbildenden Zweigen (Secundaria). Im Anschluss steht den Studenten ein dreijähriger Hochschulbesuch oder eine fünf- bis sechsjährige Ausbildung an einer der Universitäten offen.

Trotz der langjährigen Alphabetisierungskampagne durch die Sandinisten und der 1979 eingeführten Schulpflicht für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren betrug die Einschulungsrate 1999 lediglich 75 % und die Alphabetisierungsrate nur ca. 70 %. In der Armutsschicht kommen Kinder nur auf 2,7 Schuljahre und in der Schicht der extrem Armen nur auf 1,9 Jahre.

Offiziell sind der Schulbesuch in den staatlichen Schulen und das Ausleihen von Schulbüchern kostenlos. Die obligatorische Schuluniform, Hefte und Schreibzeug müssen allerdings selbst bezahlt werden.

Die Realität sieht allerdings anders aus: Die Schulen erhalten vom Staat tatsächlich im Zuge der „Autonomisierung“ der Schulen nur noch die Lehrergehälter und einen kleinen Beitrag zu den laufenden Kosten. Lehrbücher sind Mangelware. Fotokopien zahlen die Lehrer meist aus der eigenen Tasche.

Außerdem ist es gängig von den Eltern „freiwillige Beiträge“ zu verlangen. Dieser Zuschuss ist häufig wenig freiwillig, da alle Schulen diese Praxis verfolgen und den Eltern keine Wahl bleibt. Die Klassengröße in den staatlichen Schulen beträgt häufig 40 bis 50 Schüler in der Primaria und bis zu 70 Schüler in der Secundaria. Den einzelnen Kindern können die Lehrer nur sehr begrenzt Aufmerksamkeit schenken.

Oft werden die Kinder v.a. in der Primaria „durchnummeriert“, weil die Lehrer sich die Namen der Schüler nicht alle merken können. Den Lehrern ist dies kaum vorzuwerfen, denn die meisten von ihnen sind überlastet, da sie sich mit ihrem kleinen Lehrergehalt allein nicht über Wasser halten können und nebenher einen zweiten Job ausüben müssen. Das Lehrergehalt allein ist nicht annähernd hoch genug, um damit eine Familie ernähren zu können. Es ist das niedrigste in Zentralamerika: eine Lehrerin in der Primaria verdient ca. 120 Dollar, in der Secundaria etwa 135 Dollar monatlich. Um eine 5-köpfige Familie ernähren zu können, braucht man jedoch selbst in Nicaragua 200 bis 250 Dollar.

So ist die Unterstützung einer vergleichsweise teuren Schulausbildung, die pro Kind im Monat 10 Euro kostet, kein Luxus, wie man vielleicht meinen könnte. Diesen Kindern wird die Aufmerksamkeit geschenkt, die Kinder brauchen, und auch die niedrige Schulabbruchrate und die Abschlusserfolge bestärken uns in unserer Unterstützung für CECIM.